11. Mai 2015 - „Alt werden ist heute ganz im Gegensatz zu der Zeit vor etwa 100 Jahren keine Besonderheit, sondern ganz normal. Zugleich heißt das aber nicht, dass diese Entwicklung nicht auch typische Altersprobleme und gesundheitliche Einschränkungen mit sich bringt.“ Mit dieser Analyse zur heutigen gesellschaftlichen Entwicklung im Hinblick aufs „Älterwerden“ eröffnete Pfarrer Norbert Heinritz, zugleich Vorsitzender des Diakonievereins Wendelstein und damit zukünftiger Träger des geplanten „Seniorenzentrums“, den Informationsabend in Röthenbach St. Wolfgang.
Bernd Bergmann konnte bei den Röthenbacher Vorträgen mehr als 60 Zuhörer im evangelischen Gemeindehaus begrüßen. Pfarrer Norbert Heinritz stellte in seiner Funktion als Vorsitzender des Wendelsteiner Diakonievereins den Zuhörern das Projekt des geplanten „Seniorenzentrums“ mit benachbartem „Servicewohnen“ in Wendelstein soweit vor, wie derzeit die Planungen gediehen sind. Entstehen sollen die beiden miteinander gekoppelten Bauprojekte am Ortsrand von Wendelstein, am Kohlschlag beim Kreisverkehr an der Gibitzen.
Seine Ausführungen eröffnete Pfarrer Heinritz mit Gedanken zu heutigen Aspekten des „Älterwerdens“ und der heutigen Pflegegesetzgebung für die ältere Generation. Obwohl heute die Senioren so fit wie noch nie sind, ist im hohen Alter mit Pflegebedürftigkeit und Demenz zu rechnen. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den kommenden Jahren deutlich steigen. „Gerade deshalb habe ich Hochachtung vor all den Familien, die heute bereit sind, ihre Angehörigen zuhause so lange wie möglich zu pflegen. Ein Pflegeheim wird von den meisten als allerletzte Lösung gesehen. Am liebsten verbringen die Senioren ihren Lebensabend zuhause“, meinte Pfarrer Heinritz. Hier hilft die ambulante Pflege des Diakonievereins mit den Stützpfeilern der „Grundpflege“ und der „Behandlungspflege“ sowie den dazugehörigen Ergänzungen der „hauswirtschaftlichen Hilfe“ und „Essen auf Rädern“. Je höher die Lebenserwartung auf lange Sicht werde, desto höher werde aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die verschiedenen Formen von Demenz auftreten. Das sei eine immense Herausforderung für Familien und Gesellschaft, meinte Pfarrer Heinritz.
Bereits 2013 hat der Wendelsteiner Diakonieverein eine Standortanalyse zur Situation und Zukunft seiner Pflegeeinrichtungen in Auftrag gegeben. Als zwei möglichen Alternativen ergaben sich dabei entweder die komplette Aufgabe der stationären Pflege und deren baldiger zeitgemäßer Ausbau. Das große Ziel des neuen Seniorenzentrums werde sein, mit der Markt Wendelstein Immobilien Bau- und Service GmbH als Bauherr des Projekts und dem Diakonieverein als Träger der Institution ein gut aufeinander abgestimmtes Angebot für alle Pflegeleistungen anzubieten. Ein Vorteil ist, dass das zukünftige Seniorenzentrum heimatnah bzw. nahe beim Wohnort der Familien liegt. In direkter Nachbarschaft zum „Seniorenzentrum“ soll dabei das Angebot eines „Servicewohnen“ sein. Dort können die Bewohner die ambulanten Angebote des Diakonievereins für die „Grundpflege“, die „Behandlungspflege“ oder die Seniorentagesstätte mit Essensgelegenheit im „Seniorenzentrum“ annehmen.
Die feste Einbindung der Marktgemeinde Wendelstein in den örtlichen Diakonieverein zeigt sich besonders darin, dass die Betreuung in einer „Seniorentagesstätte“ von der Kommune finanziert wird. Mit einer neu einzurichtenden „Tagespflege“ wird zudem die Gelegenheit einer tageweisen Betreuung als Entlastung für die Angehörige geboten. Für die „Seniorentagesstätte“ wird es dabei voraussichtlich insgesamt 30 Plätze geben und für die „Tagespflege“ insgesamt 14 Pflegeplätze.
Ein Pflegeheim der „4. Generation“ wird Kernstück des Seniorenzentrums werden. Es wird aus vier „Hausgemeinschaften“ für jeweils zwölf Personen bestehen. Insgesamt wohnen hier die 48 Bewohner in Einzelzimmern mit Gemeinschaftsräumen und jeweils einer Küche pro Wohngruppe. Das Seniorenzentrum soll bis Ende 2017 fertiggestellt sein. Für das Servicewohnen gibt es noch keinen Zeitplan. (jör)